1. Adressaten
Dieser Text richtet sich an Gabi Reinmann sowie deren ehemalige Mitarbeiter Marianne Heiden, Silvia Hartung und Alexander Florian.
2. Motivation
Als Mitarbeiter von Gabi Reinmann musste ich während einem laufenden Projekt offenbaren, dass ich meine Tätigkeit wegen einer depressiven Krise nicht fortsetzen könne. In der Folge grenzten sich die Mitarbeiter Marianne Heiden, Silvia Hartung und Alexander Florian von mir ab. Alle meiner Klärungsversuche mit Gabi Reinmann und den drei Mitarbeitern wurden ignoriert oder abblockt. Das führte zu Suizidversuchen und einer Chronifizierung meiner Krise. Mehrere Jahre später möchte ich nun über diesen offenen Brief mit dem Erlebten abschließen.
3.1 Krise
Vor mehreren Jahren begann ich eine Tätigkeit in einem Projekt von Gabi Reinmann. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir bereits nicht gut: Ausgelöst von einer belastenden Familiensituation war ich nach und nach in eine depressive Krise geraten. Ich versuchte monatelang, neben der beruflichen Tätigkeit meinen Zustand durch Selbsthilfe und therapeutische Angebote zu verbessern. Das war leider erfolglos.
Nach der Laufzeit von drei Vierteln des Projekts musste ich gegenüber Gabi Reinmann offenbaren, dass es mir zu schlecht ging, um meine Tätigkeit abzuschließen. Auch meine Zusagen zu einem reduzierten Arbeitspensum konnte ich nicht mehr einhalten. Stattdessen mussten die anderen Mitarbeiter meine Aufgaben übernehmen. Dafür schämte ich mich so sehr, dass ich versuchte, mir das Leben zu nehmen.
Diesen Suizidversuch machte ich nie bekannt. Stattdessen kehrte ich an den Arbeitsplatz zurück: Ich hatte Schuldgefühle und ein irrationales Pflichtgefühl, das Projekt das trotz meiner tiefen Krise nicht vollständig scheitern zu lassen. Gabi Reinmann forderte eine Fortsetzung meiner Tätigkeit auch ein. Sie wusste zwar nichts von meinem Suizidversuch, im Gespräch hatte ich ihr aber gesagt, dass es mir sehr schlecht ginge.
3.2 Ausgrenzung
Unmittelbar nachdem sie von meiner depressiven Krise erfuhren, wendeten sich die Mitarbeiter von Gabi Reinmann von mir ab. Sie gingen mir aus dem Weg, schnitten mich von Informationen ab und schlossen mich von Arbeitstreffen aus. Alexander Florian nannte mich „krank“. Ich solle mich an „professionelle Hilfe“ wenden. An einer Publikation in einem anderen Projekt sollte ich nicht mehr beteiligt werden. Gabi Reinmann teilte mir diesen Wunsch der Kolleginnen und Kollegen als vollendete Tatsache mit. Sie würden sich ihrer Ansicht nach nur vor mir schützen.
Mit Marianne Heiden, mit der ich zuvor befreundet gewesen war, versuchte ich viermal erfolglos, ein klärendes Gespräch zu erreichen. Ich wollte gerne unser zuvor sehr gutes Verhältnis wiederherstellen. Beim ersten Versuch verließ sie mit den Worten „Du musst mal deine Realitätswahrnehmung überprüfen“ demonstrativ den Raum. Als ich sie zum vierten Mal ansprach, sah sie mich ablehnend an und sagte mit harter Stimme: „Ich habe auch noch andere Sachen zu tun.“ Damit war das Gespräch beendet.
Silvia Hartung schwieg, als ich ihr sagte, es tue mir leid, dass jetzt die ganze Arbeit bei ihr und den anderen Mitarbeitern hängen bleibe. Ich wolle mein Versagen wieder gut machen, wenn es mir besser gehe. Sie nahm meine Entschuldigung nicht an.
In einem Gespräch mit Alexander Florian zog ich den Vergleich zu einer Herde Antilopen, die ein krankes Tier mit heftigen Tritten vertreibt, um sich nicht anzustecken. Er musste unwillkürlich grinsen und sagte: „Das ist ein harter Vergleich, aber... das ist das, was wir mit dir machen.“ Er fuhr fort: „Du bist für mich nur ein Kollege. Mich interessiert insofern nur, ob du zuverlässig bist. Wenn du nicht zuverlässig bist... dann kannst du gehen.“
Marianne Heiden und Silvia Hartung stellten in einer Konferenz die Ergebnisse eines anderen Projekts vor. In diesem Projekt hatte ich trotz meiner Krise wie vereinbart geliefert. Meine Mitarbeit an dem Vortrag aber war nicht mehr erwünscht gewesen. Ich war in der Konferenz trotzdem anwesend und saß im Vortragsraum. Ich war wie erstarrt, als ich sah, dass sie meinen Namen aus allen Unterlagen gestrichen hatten. Als existiere ich nicht. Nach diesem Erlebnis fühlte ich mich wie benommen.
3.3 Eskalation
Ich war von Schuld, Ohnmacht und von dem Schmerz durch die Ausgrenzung überwältigt. Es war schwer, an einem Rest an Selbstachtung festzuhalten. Eines Tages kehrte ich in mein leeres Büro zurück und warf dort in meiner Verzweiflung einen Stapel mit Unterlagen von meinem Schreibtisch auf den Boden und kippte meinen Stuhl um. Dann verließ ich den Arbeitsplatz. Das war ein Fehler. Am nächsten Tag erhielt ich einen Termin für ein Gespräch bei Frau Reinmann, in dem sie mir mitteilte, ich solle meinen Arbeitsplatz räumen.
Also fuhr ich mit einem großen Koffer zum Büro und räumte meinen Schreibtisch. Ich weinte dabei. Mein Vertrag lief weiter, aber für den Rest den Jahres hatte ich keinen Arbeitsplatz. Ich hatte keinen Zugriff auf meine Post. Auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass sich der Schlüssel zum Briefkasten in einem Raum befinde, an dem zwar mein Name stehe, der jetzt aber als Lagerraum benötigt würde. Ich könne auch keinen Schlüssel für diesen Raum erhalten. Schließlich kam ich nicht einmal mehr auf das Betriebsgelände, weil mein Antrag zur Verlängerung meiner Zugangskarte nicht weitergeleitet worden war.
3.4 Zerwürfnis
Weitere Teilnahmen an Besprechungen mit Gabi Reinmann und ihren Mitarbeitern hielt ich emotional nicht mehr aus. Ich bat sie deshalb darum, mich von Besprechungen freizustellen. Diese Freistellung erfolgte. Es war kein Interesse mehr vorhanden, mich als Mitarbeiter zu halten.
Nachdem in dieser Situation auch noch eine Beziehung im privaten Bereich in die Brüche ging, versuchte ich ein zweites Mal, mir das Leben zu nehmen.
Ich rief Gabi Reinmann an. Ich empfände die Vorgänge als Mobbing. Meine Wahrnehmung wies sie zurück: Mein Vorwurf des Mobbing sei haltlos.
Nach diesem Gespräch gab ich beschämt und hoffnungslos auf. Das Projekt endete ohne meine Beteiligung. Mein Vertrag bei Gabi Reinmann lief aus. Der Kontakt endete. Eine Klärung blieb aus.
4. Gegendarstellung
Mein Traum von einer Karriere in der Wissenschaft war gestorben. Ich habe eine Rückkehr in eine akademische Stelle emotional nicht mehr bewältigen können. Es kostete mich sechs Jahre, um mir eine neue Karriere aufzubauen. Diese Jahre habe ich unwiderbringlich verloren.
Ich musste akzeptieren, dass ich für die Stigmatisierung durch Gabi Reinmann, Marianne Heiden, Silvia Hartung und Alexander Florian nie eine Entschuldigung erhalten werde.
Gabi Reinmann, ich widerspreche Ihrer Aussage, das Verhalten Ihrer Mitarbeiter sei „Rückzug aus Unsicherheit und auch aus eigenem Schutz“. Ich wurde stigmatisiert und ausgegrenzt. Klärungsversuche meinerseits wurden abgeblockt.
Gabi Reinmann, ich widerrufe meine frühere Aussage, Ihnen dankbar für Ihre Hilfe zu sein. Sie haben das unkollegiale Verhalten Ihrer damaligen Mitarbeiter nicht nur toleriert, sondern mitgetragen.
Es tut mir sehr leid, dass es mir damals wegen der schwierigen Situation in meiner Familie so schlecht ging, dass ich die vereinbarte Projektleistung nicht erbringen konnte. Es tut mir sehr leid, dass meine Arbeitslast durch andere Mitarbeiter übernommen musste. Ich wollte meine Leistung damals erbringen, konnte es aber wegen der schwierigen Situation nicht.
Jede kleine, freundliche Geste hätte mir in der damaligen Krise helfen können. Stattdessen habe ich von drei Ihrer Mitarbeiter signalisiert bekommen, ich sei gestört, solle mich schämen und verschwinden. Als ich das Ihnen gegenüber angesprochen habe, haben Sie meine Wahrnehmung als haltlos zurückgewiesen. Das hat meine Krise für die folgenden Jahre chronifiziert und mehrere Suizidversuche ausgelöst.
Ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr mich Ihr Verhalten verletzt hat. Es war nicht in Ordnung.